Maria Rigel (1869–1937)

Lehrerin, Politikerin und katholische Frauenrechtlerin

Als überzeugte Katholikin, angesehene Lehrerin und aktive Zentrumspolitikerin gehörte Maria Rigel zu den ersten Stadtverordneten in Mannheim. Von 1919 bis 1933 war sie Abgeordnete im badischen Landtag, engagierte sich in der Bildungs- und Sozialpolitik und zählt damit zu den Politikerinnen der ersten Stunde in Baden.

Maria Rigel wurde am 11. September 1869 in Adelsheim im Bauland geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wuchs sie gemeinsam mit ihrer Schwester bei den Großeltern auf. Dem Besuch der Volksschule und der höheren Mädchenschule in Mannheim folgten einige Schuljahre im Klosterinstitut in Offenburg, wo die spätere Reichstagsabgeordnete Clara Siebert zu ihren Mitschülerinnen gehörte. In Karlsruhe absolvierte Maria Rigel anschließend eine Ausbildung zur Lehrerin. Dieser Beruf eröffnete ihr ab 1890 die damals für Frauen noch nicht selbstverständliche Möglichkeit einer eigenständigen Existenzsicherung und der gesellschaftlichen Teilhabe. Zwölf Jahre arbeitete sie als Unterlehrerin in mehreren badischen Gemeinden, bevor sie 1902 eine Anstellung als Hauptlehrerin in Mannheim erhielt. 1927 wurde sie zur Rektorin der K5-Volksschule in der Mannheimer Innenstadt ernannt.

Als überzeugte Katholikin engagierte sich Maria Rigel im Berufsverband katholischer Lehrerinnen. Die Gründung des Mannheimer Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbundes ging 1912 maßgeblich auf ihre Initiative zurück. Von der Gründung des Verbands bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 blieb sie Vorsitzende des Zweigvereins.

Im November 1918 nutzte Maria Rigel das neu erkämpfte Frauenwahlrecht als Chance, sich aktiv in die Politik einzubringen. 1919 wurde sie bei den ersten demokratischen Kommunalwahlen in den Mannheimer Stadtrat gewählt. Sie gehörte dem Stadtrat bis 1926 an. Im selben Jahr 1919 erlangte sie für die Zentrumspartei ein Mandat in der verfassunggebenden Landesversammlung und war nach mehrfacher Wiederwahl bis 1933 Abgeordnete für das Zentrum im badischen Landtag. Hier gehörte sie dem Schulausschuss und später dem Haushaltsausschuss an und setzte sich mit Sachkompetenz für die Interessen von Frauen und Familien ein. Weil „Frauenlos Menschheitslos" ist, so Maria Rigel 1929, liege ihr vieles am Herzen: Sie interessiere sich „für die Versorgung der alternden Dienstboten, für die Versorgung der Arbeitenden überhaupt, die ihre Kräfte im Dienste aller verbraucht haben, und für die ganze soziale Frage auch im Bereich der großen Wirtschaft“.

Maria Rigel machte sich für erwerbslose Frauen stark, für die Öffnung der badischen Kunstakademien für Frauen sowie für das Recht von Lehrerinnen, verbeamtet zu werden. Ihre konservativ-religiöse Einstellung zeigte sich vor allem in der Schulpolitik, deren Fundament für sie die „christliche Volksgemeinschaft“ sein sollte. Die Berufstätigkeit verheirateter Beamtinnen oder Lehrerinnen lehnte Rigel ab, konnte 1924 im Landtag aber durchsetzen, dass verheiratete Beamtinnen, die nach einer gescheiterten Ehe ohne Einkommen waren, ein Ruhe- und Unterstützungsgehalt erhielten. In ihrer letzten Rede im Parlament ging es ihr im Februar 1933 noch einmal um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen: Sie sollte nach Rigels Einschätzung nicht nur im Wahlrecht, sondern auch in der Öffentlichkeit und bei der Aufteilung von Familienpflichten umgesetzt werden. Nur wenige Wochen nach dieser Rede lösten die Nationalsozialisten den Landtag auf.

1932 wurde Maria Rigel aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit aus dem Schuldienst in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Nach dem NS-Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ folgte 1934 ihre Versetzung in den dauerhaften Ruhestand. Maria Rigel zog daraufhin von Mannheim nach Ludwigshafen am Bodensee.

Am 10. September 1937 starb Maria Rigel im Alter von 67 Jahren in Konstanz.

Download der Kurzbiographie (PDF)

Anregungen zum Weiterlesen:

  • EXNER, Konrad: Maria Rigel – Mannheimer Abgeordnete im badischen Landtag nach Einführung des Frauenwahlrechts 1919, Badische Heimat 1/2007,
    S. 133–138.

  • HOCHREUTHER, Ina: Maria Rigel, in: DIES.: Frauen im Parlament. Südwestdeutsche Parlamentarierinnen von 1919 bis heute, hrsg. vom Landtag von Baden-Württemberg, 3., aktualisierte und fortgeschriebene Aufl., Stuttgart 2012,
    S. 58–60.

  • RIGEL, Maria: Die Frau in der Volksgemeinschaft – ein Gespräch“, in: Clara SIEBERT (Hrsg.): Frau und Volk. Beiträge zu Zeitfragen, Freiburg 1929, S. 1–10.

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